2015: Im Gespräch mit Severin Mair, Bürgermeister der Stadtgemeinde Eferding

01.03.2016

Foto: Stadtamt Eferding

Severin Mair (ÖVP) ist seit Oktober 2015 Bürgermeister der Stadtgemeinde Eferding. Mit 22 Jahren ist er der jüngste Bürgermeister im Lande. Eferding ist Sitz der Bezirkshauptmannschaft und des Bezirksgerichtes. Die drittälteste Stadt Österreichs hat ca. 4.010 Einwohner und eine Gemeindefläche von 2,8 km2.

 

Beate Pühringer: Worin besteht und bestand Ihre Motivation, sich politisch zu engagieren?

 

Severin Mair: Ich war seit meiner Jugend schon immer politisch interessiert, auch an der Bundespolitik. Nach meiner Schulausbildung habe ich das Studium der Rechtswissenschaften begonnen, wo es natürlich immer auch Bezüge und Zusammenhänge mit der Politik gibt. Da war es für mich dann auch ein Thema, nicht nur darüber zu lernen bzw. nur über die „Politik zu sudern“, sondern mich auch selbst politisch zu engagieren. Gemeinsam mit Freunden habe ich die Junge ÖVP in Eferding wieder reaktiviert, zu deren Obmann ich dann auch gewählt wurde. Wichtig war mir dabei eine positive Entwicklung unserer Gruppe. Mir ist es wichtig, mich in der ÖVP einzubringen, nicht nur hier in der Stadt, sondern auch im Bezug zur Landespolitik, um ein Netzwerk aufzubauen.

Das wichtigste in der Kommunalpolitik ist, das eigene Umfeld zu gestalten und Anliegen einzubringen, die möglicherweise nicht so deutlich gehört werden. Dabei war mir auch wichtig, dass ich mich da beteilige. Und die ÖVP in Eferding ist dann – für mich sehr überraschend – an mich herangetreten, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Ich habe lange überlegt, was das für mich bedeuten würde. Es war natürlich eine reizvolle Herausforderung und damals haben wir auch noch nicht voraussehen können, wie sich die Dinge entwickeln.

Kommunalpolitik ist zum Großteil „Politik in reinster Form“ – direkt am Bürger. Man bekommt direkte Rückmeldungen, was gut und was weniger gut funktioniert und man überlegt dann, was man besser machen kann. Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, es gibt unterschiedliche Interessen. Als Bürgermeister hat man ja gewisse Haftungen und Verantwortlichkeiten. Das macht die ganze Sache natürlich schwieriger aber auch spannender, dass man deutlich etwas mitentwickeln kann. Dass man die Dinge in gewisse Richtungen lenken und bestimmten Themen eine Wertigkeit und Priorität geben kann.

 

Beate Pühringer: Seit 23. Oktober 2015 gibt es neue Möglichkeiten für Bürger-Initiativen und die Initiierung von Volksbefragungen. Was haben Sie für Erwartungen, wie und in welchem Umfang das in Ihrer Gemeinde genutzt werden wird?

 

Severin Mair: Ich hoffe, dass es da Initiativen gibt. Je stärker der unmittelbare Bezug der Bevölkerung da ist, desto größer ist die Wichtigkeit des betreffenden Themas. Ob es dann umsetzbar ist, ist dann natürlich wieder eine andere Frage. Ich kann das nur begrüßen, dass man im Zuge dessen ein deutlicheres Bewusstsein bildet, wofür die Gemeinde zuständig ist und wofür nicht. Man kann sinnvollerweise auch nur in den Bereichen eine Initiative starten, in denen die Gemeinde eine Zuständigkeit hat. In manchen heiklen Themen wird es nun leichter sein, Entscheidungen zu treffen, wenn es eine deutliche Unterstützung durch Unterschriften gibt.

  

Beate Pühringer: Sind mit dem neuen Gesetz aus Ihrer Sicht nun ausreichende Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger vorhanden oder gäbe es für Sie noch wünschenswerte Weiterentwicklungsmöglichkeiten?

 

Severin Mair: Man kann sich natürlich viele weitere Möglichkeiten überlegen, um die Bürgerinnen und Bürger noch mehr zu beteiligen. Man muss aber auch den Aufwand bedenken, der damit verbunden ist. Manchmal sind Bürgerbeteiligungsprozesse sehr kostenintensiv und im Sinne der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ist man als Gemeinde angehalten, Kosten und Nutzen genau abzuwägen. Wo es aber Sinn macht, die Bevölkerung mehr einzubinden, soll es auch unterstützt werden.

 

Beate Pühringer: Wie vermittelt sich die lokale, aber auch die überregionale Politik aus Ihrer Sicht den Bürgerinnen und Bürgern? Was braucht es, damit Politik als gemeinschaftliche Aufgabe erlebt wird?

 

Severin Mair: Es braucht Transparenz und Bewusstseinsbildung. Oft ist den Leuten nicht bekannt, wofür die Gemeinde überhaupt zuständig ist. Es gibt oft Anfragen und auch Kritikpunkte in Bereichen, wofür ich als Bürgermeister bzw. wir als Gemeinde nicht zuständig sind und ich es nur an die zuständigen Stellen weiterleiten kann. Wie wir es bei den Kindern aus der Volksschule machen, die uns im Stadtamt besuchen und erfahren, welche Aufgaben der Bürgermeister und die Gemeinde haben, so sollte es auch eine Art „Auffrischungskurs“ für die Erwachsenen zu diesen Themen geben. Da weichen die Vorstellungen der Bevölkerung vom tatsächlich Möglichen und Machbaren oft ab.

  

Beate Pühringer: Wie sind Ihre Erfahrungen mit Bürgerbeteiligung und bürgerschaftlichem Engagement?

 

Severin Mair: In der laufenden Periode gab es noch keine derartigen Initiativen. Seitens der Politik überlegen wir aber, nach einer ersten Phase der Strategiefestlegung dann Bürgerbeteiligungsinstrumente einzusetzen, wo es konkret Sinn macht.

 

Beate Pühringer: Wie sehen Sie die generelle gesellschaftliche Entwicklung: Wird es in Zukunft mehr Bürgerinnen- und Bürgerengagement geben?

 

Severin Mair: Die Möglichkeiten ergeben sich aus meiner Sicht aus dem Bereich der sozialen Medien. Das könnte man auch in die Kommunalpolitik einließen lassen. Z. B. könnte man mit Apps am Smartphone die Möglichkeit schaffen, dass Bürgerinnen und Bürger die Verwaltung auf Missstände hinweisen und so dabei mitwirken können, Verbesserungen zu erreichen. Da gibt es schon gute Beispiele und in Zukunft wird es sicherlich auch für kleinere Gemeinde leistbare Möglichkeiten geben, den interaktiven Kontakt und die Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen. Oder man könnte zu gewissen Themen eine Online-Abstimmung durchführen. Derzeit ist es vor allem der persönliche Kontakt bei Stammtischen oder Veranstaltungen, wo über Themen der Kommunalpolitik diskutiert wird. In Zukunft könnte auch die digitale Interaktion stärker hinzukommen.

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Beate Pühringer

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